
Mein Großer, schon wieder ist ein Monat vergangen und mit diesem hat die berühmt-berüchtigte Trotzphase bei uns Einzug gehalten. Bisher warst du wirklich immer leicht abzulenken, auch wenn du dich natürlich trotzdem über Verbote fürchterlich aufregen konntest. Aber das ist ja völlig nachvollziehbar und war für mich daher nie schlimm. Nun ist aber ein ganz neuer Faktor hinzu gekommen, nämlich der, dass du ganz bewusst genau das Gegenteil von dem machst, was man sagt. Zum Beispiel hältst du dein Glas in der Hand, schaust mich an und fragst "Darf ich das auskippen?". Ich sage dann natürlich (Uberraschung!) Nein und du tust es trotzdem. Gerne auch mehrfach.
Es gibt tausend andere Beispiele, aber das Muster ist immer das Gleiche: Genau das tun, was du nicht sollst. Das kann einen ganz schön zur Weißglut treiben, aber irgendwie muss es ja auch einen Grund haben, dass du das tust. Wir üben uns also mal wieder in Gelassenheit und hoffen, dass du bald zu genüge ausgetestet hast, wie weit du gehen kannst und wie wir auf immer gleiche "Regelverstöße" reagieren.

Das Wetter ist mittlerweile deutlich milder, sodass wir unheimlich viel Zeit draußen verbringen. Wir spielen viel im Sandkasten, schaukeln, hüpfen auf Nachbars Trampolin, haben Blumen eingetopft und ihr habt euch dabei ordentlich mit Erde vollgeschmiert, bringen den Garten gemeinsam auf Vordermann und genießen einfach nur den beginnenden Frühling. Draußen gibt es auch keine großen Probleme zwischen dir und deinem Bruder - ihr spielt einfach miteinander oder nebeneinander her.
Auch sonst hat sich euer Verhältnis etwas entspannt. Dein kleiner Bruder steht nun immer sicherer auf seinen zwei Füßen und versucht mehr und mehr ebenfalls seinen Willen durchzusetzen, was bei dir ein bisschen dazu geführt hat, dass du ihn etwas ernster nimmst und ihn mehr in dein Spiel einbindest. Ihr könnt euch zum Beispiel zusammen lange mit den Pfandflaschen beschäftigen (rein ins Papphaus, raus aus dem Papphaus, rein in die Mülltonne, raus aus der Mülltonne, rein in die Ikea-Tasche, die Tasche im Flur auskippen und alle Flaschen wild durch die Gegend schmeißen) oder ihr lauft gemeinsam schrreiend im Erdgeschoss im Kreis durch Küche-Wohnzimmer-Flur.
Du bist eine kleine Plaudertasche und quaselst und singst den lieben langen Tag. Wobei singen bei dir nichts mit Melodie zu tun hat, du sagst quasi einfach den Text der verschiedenen Lieder auf. Besonders beliebt: "Alle Leut", "Hallo, Hallo, schön dass du da bist!", "Humba, Tätärää" und "Eins, zwei, drei im Sauseschritt".


Zur Zeit bleibst du zwei, manchmal drei Tage die Woche Zuhause und gehst an den anderen Tagen für circa vier bis fünf Stunden zur Tagesmutter. Es hat sich einfach so ergeben, dass du mehr bei mir bist und ich genieße das wirklich sehr. Unser Alltag hat sich hervorragend eingespielt und ich finde es einfach nur schön, dass ich so viel von euch beiden miterleben kann. Die Zeit geht so unglaublich schnell vorbei und - das schlimmste - sie kommt nie wieder zurück. Bald wirst du schon ein Kindergartenkind und ich ahne dass diese Jahre genauso schnell ins Land ziehen werden und ruck-zuck gehst du zur Schule, schleppst die erste Freundin heim, machst deinen Abschluss und ziehst aus. Naja gut, ich dramatisiere das jetzt vielleicht etwas über, aber ich bin ziemlich sicher, dass es sich im Rückblick so ähnlich anfühlen wird. Also versuche ich die schönen Momente in mir aufzusaugen und die anstrengenden und fordernden Tage schnell hinter mir zu lassen, damit ich mir den Blick auf das wundervolle hier und jetzt nicht versperre.
Mein Schatz, du bist ein toller kleiner großer Junge und meine Liebe zu dir ist grenzenlos. Ich wünsche mir nichts mehr, als dir eine glückliche Kinderheit zu schenken und dir und deinen Bedürnissen gerecht zu werden. Es geht nicht ohne Regeln, aber ich versuche trotzdem dich ernst zu nehmen und dir zu vermitteln, dass ich dich liebe, egal was geschieht. Und das tue ich, von ganzem Herzen.
Du bist und bleibst mein erstes Kind und damit etwas ganz besonderes. Mit dir habe ich gelernt, was Familie bedeutet, was Verantwortung heißt. Ich habe gelernt, dass keine durchwachte Nacht, keine blank liegenden Nerven, keine verzweifelten Stunden das Glück mindern, dass du mir geschenkt hast. Vor allem aber habe ich gelernt, dass die Liebe das Größte ist und für immer bestehen bleibt. Danke dafür, Danke, dass ich deine Mama sein darf.
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