Am vergangenen Montag fand der von meiner Frauenärztin angebotene Geschlechts-Bestätigung-Ultraschall statt, von dem ich kürzlich berichtet hatte. Etwas mehr als zwei Wochen sind nun seit dem letzten Schall und damit der plötzlichen Änderung des Outings von einem Jungen zu einem Mädchen vergangen.
Zwei Wochen, in denen ich versucht habe so wenig wie möglich über diese ganze Sachen nachzudenken. Ich habe versucht, die immer wieder aufkeimenden Gedanken daran möglichst weit weg zu schieben, erst gar keine Hoffnung aufkommen zu lassen, damit ich ja nicht wieder enttäuscht sein würde. Das ist mir größtenteils tatsächlich gelungen, was ich ganz sicher auch meinen beiden Jungs verdanke, die mich täglich gekonnt davon abhalten, Zeit zum Nachdenken zu haben. Alles in allem sind diese zwei Wochen tatsächlich genauso schnell verflogen, wie die fast 22 Wochen dieser Schwangerschaft (heul!).
Kurz hatte ich überlegt, ob ich das Geschlecht (bzw. die aktuellste Prognose) jetzt bis zur Geburt geheim halte, um euch alle zu ärgern und hab mir dabei diabolisch ins Fäustchen gelacht. Aber das wäre nun doch gar zu gemein, nachdem mir hier so viele virtuell zur Seite gestanden haben und wahrscheinlich vor Neugier vergehen.
Also, ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen. Der eigentlich Ultraschall am Montag dauerte ungefähr 10 Minuten. Die Ärztin hatte von Anfang an gute Sicht und das Baby bewegte sich in der ganzen Zeit kaum einen Milimeter, was ich übrigens noch bei keinem Ultraschall erlebt habe. Scheinbar schlief das Kind die ganze Zeit, woraufhin die Ärztin vermutete, dass es vielleicht die Ruhe ohne den Lärm durch die großen Brüder genieße. Ich habe eher die Vermutung, dass da einfach ein tiefenentspanntes Kind auf uns wartet. Jedenfalls fuhr sie mit dem Schallkopf immer wieder zwischen den Beinen des Kindes hoch und runter und sagte dann ziemlich überzeugt, dass für sie eindeutig ein Mädchen wäre. Sie erklärte mir genau das den Querschnitt mit Bauchraum, Harnblase und Schamlippen und meinte, dass man in dieser Woche bei der guten Sicht bei einem Jungen definitiv mehr sehen würde. Für sie wäre das nun klar ein Mädchen und sie trug das "xx" auch noch einmal (beim letzten Mal hatte sie es in Klammern gesetzt) in den Mutterpass ein.
Tja. Was soll ich sagen... ich hab mich darüber natürlich schon irgendwie gefreut, aber die ganz große Euphorie ist bis heute ausgeblieben. Ich habe extra ein paar Tage verstreichen lassen um zu sehen, ob ich vielleicht doch noch in einen Freudentaumel verfalle, aber das ist bisher nicht geschehen. Das erscheint jetzt bestimmt furchtbar undankbar, so von wegen "Erst heult se rum, weils kein Mädchen ist und jetzt isses eins und se freut sich trotzdem nich". Ja, find ich auch doof. Dieses ganze Hin und Her hat mich doch mehr mitgenommen, als ich selbst gedacht hatte. Die tiefe Trauer, die ich beim damaligen Jungs-Outing empfunden habe, hat mich glaube ich nachhaltig geprägt. Vielleicht traue ich mich noch nicht so ganz, mich auf die aktuelle Mädchen-Prognose wirklich einzulassen, aus Angst, in ein paar Wochen doch wieder etwas anderes zu hören und dann wieder so unglaublich traurig zu sein. Ich weiß es nicht so recht.
Gleichzeitig suchen mich Versagensängste heim - Ein Mädchen? Damit kenn ich mich doch gar nicht aus! Komm ich damit überhaupt klar? Sind die nicht ganz anders als Jungs? Das passt doch gar nicht zu mir... Dann denke ich wieder - Isa, was ein Quatsch! Da kommt doch kein Mädchen, da kommt ein Baby. Unser Baby! Das ich lieben, anbeten und vergöttern werde, das schönste Kind der Welt, kuschelsanft und schmerzhaft perfekt. Es wird unser aller Herzen im Sturm erobern, uns um den Finger wickeln und einfach perfekt zu uns passen.
Ich gebe mir noch ein bisschen Zeit. Zeit, in der ich mich vielleicht von ganz alleine an den Gedanken gewöhne, dass einer meiner größten Wünsche tatsächlich wahr zu werden scheint. Ich werde eine Tochter haben.
Meine Güte, warum hab ich das nicht schon vorher mal nieder geschrieben? Das hat jetzt tatsächlich was bewegt da drinnen, im Herzen. Jetzt hab ich Tränen in den Augen. Na geht doch. Passend dazu hast du mir einen Tritt verpasst, kleines Mädchen. Ja, du bist da, ich weiß, du bist schon die ganze Zeit da und ich grübel mich an dir vorbei. Und du gehst auch nicht mehr weg. Du bleibst und kommst und gehörst dazu. Für immer. Oh my, wie ich dich liebe.
(Schreiben ist manchmal schon ziemlich großartig. Danke fürs Zuhören.)
"Ich mache dir das Leben zum Himmel
Halte dir die Schatten vom Leib
Werd die Sterne polieren
Dreh die Welt nur um dich
Werd dich nie aus meinen Augen verliern"
Komet - Herbert Grönemeyer
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