Dieser Satz entstammt einem Interview aus der ELTERN vom November 2013, über das ich mich herzhaft aufgeregt habe. Im Artikel geht es um den "Verlust der Väterlichkeit", die der Theologe und Erziehungswissenschaftler Matthias Stiehler bemängelt und worüber er auch ein Buch (natürlich!) geschrieben hat.
Über die Kernaussage von Herrn Stiehler, nämlich dass Väter heute zunehmend unmännlicher und weniger hart sind, lässt sich sowieso schon streiten. Müssen Männer denn wirklich autoritär und hart sein, um als echte Männer und qualifizierte Väter durchzugehen? Ist es nicht gerade als positive Entwicklung zu sehen, dass Männer heute auch mal Windeln wechseln, ebenfalls Elternzeit nehmen und genauso die Person sein können, von der das Kind sich trösten lässt, wenn es sich weh getan hat? Männer sind doch auch Wesen mit Gefühlen (dachte ich immer), wieso darf ein "richtiger Kerl" sie denn noch immer nicht zeigen?
Klar ist es wichtig, dass Männer mit dem Nachwuchs auch "typisch männliche" Dinge tun, wie zum Beispiel den Schrank verschieben, ein Loch in die Wand bohren, den Rasen mähen und die Winterreifen aufziehen. Aber das alleine macht doch nicht das Wesen eines Mannes aus und all diese Dinge habe ich als Frau auch schon getan. Nun muss man dazu sagen, dass ich ganz ohne Vater aufgewachsen bin und es bei uns schlichtweg niemanden außer meiner Mutter gab, der all das getan hat. Vielleicht ist es daher heute für mich so selbstverständlich nicht nur Kaffee zu kochen, zu putzen und zu nähen. Ich habe übrigens auch einen Bruder der (hört hört!) irgendwie auch noch ein richtiger Mann geworden ist (trinkt Bier, spielt Fußball, fährt Motorrad, wisster Bescheid. Oh wait, ich fahre ja auch Motorrad... hm.).
Aber zurück zu dem, was mich wirklich aufgeregt hat. Auf die Frage, wozu Väter nötig seien antwortet Stiehler: "Weil er einfach anders ist. Seine Stimme klingt anders, er fasst sein Kind beim Wickeln anders an, er spielt wilder. [...] Mütter werfen ihre Kinder zum Beispiel nicht in die Luft. [...] Mütterlichkeit strebt nach Sicherheit. Väterlichkeit dagegen mutet uns die Wahrheit zu, dass absolute Sicherheit ein lebensferner Wunsch ist. [...] Wer nur immer nur vorsichtig ist, erlebt nichts."
Es tut mir leid die Realität von Herrn Stiehler zerstören zu müssen, aber auch ich werfe meine Kinder in die Luft. Außerdem bin ich AUCH diejenige, die mit den Kindern rauft, Purzelbäume schlägt, irgendwo hoch klettert und sie dazu animiert, sich was zu trauen. Ich versuche meine Kinder gewähren zu lassen, damit sie ihre eigenen Erfahrungen machen können und nicht ständig meine schützende Hand über sie zu halten. Wenn sie hin fallen bin ich natürlich da um sie zu trösten, aber ich hebe sie nicht sofort auf und nehme sie auf den Arm, nein, ich versuche ihnen zu vermitteln, dass man nunmal hin fällt und sich weh tut (beim Laufrad fahren, beim Toben, beim Klettern), dass es sich aber dennoch lohnt weil man dafür etwas großartiges bekommt: Ein Erfolgserlebnis. Und ich bin sicher, dass auch andere Mütter so sind.
Was Stiehler sagen will verstehe ich: Männer nehmen immer mehr weibliche Verhaltensweisen an und Frauen machen umgekehrt auch typisch männliche Dinge. Nur weiß ich nicht, warum das ein so großes Problem sein soll. Vielmehr bereitet es unsere Kinder doch auf die heutige Wirklichkeit vor, nämlich dass Frauen nicht mehr automatisch Zuhause bleiben, wenn ein Kind kommt und genauso gut ein Loch in die Wand bohren können und dass auch Männer für den Nachswuchs verantwortlich sind und mal das Abendessen kochen (meiner leider nicht, heul). Wenn ich versuchen würde, meinen Söhnen ein anderes Weltbild zu vermitteln, hätten sie es glaube ich später mal sehr schwer eine Frau zu finden, die sich in dieses stereotype Rollenverständnis einfügen möchte.
Väter sind wichtig und unersetzlich, gerade für Söhne. Männer machen viele Dinge anders als Frauen und es ist wichtig, sie auch machen zu lassen und ihnen nicht herein zu reden (ich arbeite daran...), aber ein Mann muss nicht autoritär und streng sein, um ein richtiger Mann zu sein und eine Frau muss nicht weich und beschützend sein, um feminin zu sein. So schwarz weiß ist die Welt nicht mehr und dafür bin ich äußerst dankbar.
Anmerkung in eigener Sache: Dieser Text enthält ironische Inhalte.
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