Ich kann den Zeitpunkt, an dem der Wind drehte, nicht mehr genau benennen, aber ungefähr mit 14 Monaten lehnte er immer mehr Lebensmittel ab. Dinge, die er bisher gerne gegessen hatte, lies er plötzlich links liegen. Jegliches Gemüse in "reinform" wurde verschmäht, Kartoffeln pur sowieso, auch Fleisch mochte er nicht mehr, noch nicht mal sowas wie Würstchen, worauf doch nun wirklich fast jedes Kind steht. Alles wurde abgelehnt.
Über Monate wurde sein Speiseplan immer enger, bis er mit ungefähr eineinhalb Jahren nur noch drei Dinge aß: Kartoffeln mit Spinat und Fischstäbchen, Pommes sowie Nudeln mit Bolognese. Bei der Tagesmutter aß er ohne murren so ziemlich alles, was diese servierte. Zuhause war jede warme Mahlzeit ein Krampf, denn ich habe es nie eingesehen, ihm etwas anderes zu machen. Natürlich habe ich irgendwann auch immer weniger so gekocht, wie ich es eigentlich tun würde, sprich ich habe mich ihm unbemerkt angepasst und wir waren irgendwann so weit, dass es jeden Freitag Spinat/Kartoffeln/Fischstäbchen gab und Samstags/Sonntags abwechselnd Bolognese, Pommes oder aber Brot. An allen anderen Tagen aß er ja bei der Tagesmutter Mittag und wir selbst brauchen nicht zwingend täglich eine warme Mahlzeit.
Im Sommer entspannte sich die Situation etwas, denn wir grillten ziemlich oft mit unseren liebsten Nachbarn und auch das Igelchen entdeckte, dass Würstchen und Backofenkartoffeln ja ganz lecker schmecken. Im Urlaub aßen wir fast jeden Tag abwechselnd Nudeln oder Pommes (ich bin ja nicht verrückt und tue mir im Urlaub irgendwelche Essensdiskussionen an) und danach (also so mit zwei Jahren) begann er auch bei der Tagesmutter immer mäkeliger zu werden. Plötzlich sortierte er auch hier die Möhrenstücke, Erbsen, Mais etc. mit den Worten "Ich mag das nis!" aus. Unsere Tagesmutter bediente sich eines simplen Tricks und raspelte fortan alle Gemüsesorten unters Essen - mit Erfolg. Auf die Idee kam ich natürlich nie, wobei ich mittlerweile ohne völlig resigniert hatte.
Übrigens hatten wir mit allen anderen Mahlzeiten nie Probleme - das Igelchen ist beim Frühstück gut (Brot, Brötchen, Toast, Frischkäse, Gouda, Ziegenkäse, Wurst, Gurke,...), auch Obst (Äpfel, Birnen, Bananen, Pflaumen, Brombeeren, Erdbeeren) und Joghurt (Naturjoghurt) und Fruchtmus mag er sehr gerne. Um seine Versorgung mit Nährstoffen habe ich mir also nie wirklich Sorgen gemacht.
Ich weiß ja auch dass es normal ist, dass Kinder ihren Nahrungshorizont mit zunehmendem Alter verkleinern, weil sie aus evolutionsbiologischer Sicht auf der Hut vor giftigem Gemüse sind (Danke für die Erkenntnis, Herbert Renz-Polster, der neuerdings auch bloggt) und ihr Überleben sichern möchten, aber diese Erkenntnis nützt mir herzlich wenig bei der Frage, was denn nun auf den Tisch kommen soll. Wenn ich dann Dank Instagram und in diversen Blogs auch noch sehe was andere Muddis ihren Kindern so vorsetzen, frage ich mich ob ich nicht doch irgendwas falsch gemacht hab.
Wiedemauchsei, nun kann ich nur noch hoffen, dass es beim Bebie anders läuft und mein großer Sohn in sechs bis acht Jahren bereit ist, auch mal das Möhrengemüse oder meinen absolut leckeren, geliebten Linseneintopf zu probieren. So lange geht mir dieses ganze Thema weiter fürchterlich auf den Keks und ich bin froh, dass mein Kind auch zukünftig Auswärts zu Mittag isst.
Kommentare die "Also mein Kind ist ja alles..." beinhalten, sind übrigens strengstens untersagt! Ihr wisst schon, der pure Neid und so. *seufz* ;)
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