26 Ocak 2016 Salı

Junge oder Mädchen?

Was wir uns am allermeisten wünschen, ist ein gesundes Kind. So abgedroschen das klingen mag, es ist die Wahrheit. Wir haben zwei großartige, perfekte Söhne, ohne die ich mir das Leben nicht mehr vorstellen kann. 

Ich bin gerne eine Jungsmama. Ich mag es immer wieder Bücher über Kettenbagger, Turmdrehkräne, Traktoren und Müllabfuhr zu lesen, weil sie das eben gerade begeistert. Ich kann ihnen stundenlang dabei zusehen, wie sie im Sandkasten mit unseren Klinkersteinen Häuser bauen und mit ihren kleinen Schubkarren Steine hin und her fahren. Genauso versuche ich ihnen zu vermitteln, dass sich ihre Welt nicht auf die typischen Jungs-Sachen beschränkt, indem wir gemeinsam backen, den Haushalt schmeißen und ich ihnen die Wahl zwischen den pinken und den grünen Handschuhen lasse und sie genauso mit der Puppe spielen können, wie mit den Autos. Am wichtigsten ist mir, dass meine Kinder Kinder sein können: sie dürfen sich dreckig machen, auch wenn wir mal vergessen haben die Matschhose anzuziehen, sie dürfen durch Pfützen hüpfen, draußen mit schmutzigen Händen essen und regelmäßig unser Wohnzimmer auf den Kopf stellen. Kurzum, die Kinder genießen ziemlich viel Narrenfreiheit, solange nichts kaputt geht, sich niemand dabei verletzt und wir das Chaos am Ende des Tages oder spätestens am nächsten Tag, gemeinsam wieder beseitigen. 

Trotzdem ich bewusst darauf achte, die Kinder eben nicht als typische Jungs zu erziehen, komme ich nicht umhin festzustellen, dass sie trotzdem welche sind. Allen voran der Kleine - er spielt fast ausschließlich mit Autos, Baggern, Schubkarren und dergleichen. Wenn wir Bücher anschauen, will er immer nur die Seite mit den Fahrzeugen sehen. Er kann stundenlang Traktoren, Baumaschinen oder Flugzeugen beobachten. Der Puppenwagen interessiert ihn nur, weil man ihn rumfahren kann. Seit kurzem erkennt er die Farbe blau und hat diese scheinbar zu seiner Lieblingsfarbe erkoren. Der Große ist etwas anders und spielt tatsächlich regelmäßig mit der Puppe oder seinem Teddy und umsorgt oder stillt diese liebevoll. Er kocht jeden Abend mit mir zusammen das Abendessen und lässt alles stehen und liegen, wenn ich ihn frage, ob wir was backen sollen. Trotzdem begeistert auch er sich für Bagger und Baustellenfahrzeuge aller Art, Werkzeug und vor allem die Müllabfuhr. 

Mit Mädchen kenne ich mich nicht aus. Ich kann nur auf das zurück greifen, was ich aus meiner eigenen Kindheit noch in Erinnerung habe und das sind vor allem Barbie und Lego. Ich habe einen großen Bruder, der sieben Jahre älter ist als ich und wollte immer am liebsten mit seinem Spielzeug spielen. So habe ich mich ständig heimlich in sein Zimmer geschlichen, um mit der Lego-Burg, der Motorradwerkstatt und der Feuerwehrwache zu spielen. So lange ich mich erinnern kann, wollte ich als Kind lieber ein Junge sein, als ein Mädchen und habe mich lange Zeit auch bewusst so gegeben. 

Ein weiterer Junge wäre für uns definitiv einfacher und würde sich hier ganz bestimmt nahtlos einfügen. Für alles ist gesorgt - Kleidung, Spielzeug, Bücher, Spielkameraden. Zum Zeitpunkt der Geburt von Nummer Drei, bin ich fast vier Jahre erprobte Jungsmama und glaube, dass mich da(bis zu diesem Alter!) nicht mehr viel überraschen könnte. Zumindest habe ich das Gefühl, dass unsere Jungs ähnlich ticken, auch wenn sie verschiedener nicht sein könnten. 

Trotzdem war in mir immer der starke Wunsch, eine Tochter zu haben. Vor allem deswegen weil ich einer Tochter in meiner Vorstellung später, wenn diese erwachsen ist, näher sein werde, als einem Sohn. Töchter bleiben irgendwie mehr im Leben ihrer Eltern verwurzelt als Söhne, zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich mir meine Familie und Freunde anschaue. Einer Tochter könnte ich gefühlt besser zur Seite stehen bzw. lässt sie mehr Unterstützung zu bei dem, was das Leben so für sie bereit hält - erste Liebe, erster Kummer, Partnersuche, Heirat, Geburt, Kinder,... all das habe ich selbst erlebt, eben als Frau. Und in vielerlei Hinsicht, kann ich die komplizierte Denkweise von Frauen eben einfach besser verstehen als das, was im Kopf von Männern vorgeht. Natürlich kann das später auch ganz anders sein, aber es ist eben das, was mein Hirn sich ausmalt. Allein die Vorstellung, dass ich mal Schwiegertöchter haben könnte, die mir als Schwiegermutter eben nicht so sehr vertrauen, wie ihrer eigenen Mama und mir meine Enkelkinder daher irgendwie vorenthalten, finde ich unglaublich traurig. Daher an dieser Stelle auch ein Appell an alle Mamas da draußen, insbesondere die von Söhnen - denkt daran, irgendwann seid ihr vielleicht die ungeliebte Schwiegermutter.

Bis zur Schwangerschaft (und auch in der voran gegangenen) hätte ich auf die Frage, was ich mir für ein Geschlecht aussuchen würde, ohne zu zögern mit Mädchen geantwortet. Seit sich da unter meinem Herzen tatsächlich ein Baby eingerichtet hat, weiß ich nicht, ob das immer noch so ist. Ich habe sogar etwas Angst davor, dass es nun ein Mädchen sein könnte und damit so viel Neues und Unbekanntes auf uns zu käme. Ein Junge wäre so viel einfacher, die sichere Bank sozusagen. Aber ein Mädchen? Und dann womöglich eines, dass später total auf Pink, Glitzer und Hello Kitty steht? Ich weiß nicht, ob ich damit klar käme. Andererseits - wird ein Mädchen mit zwei großen Brüdern nicht automatische mehr Räubertochter als Prinzessin? Wühlt lieber im Dreck als den Puppen die zwanzigste Tasse Tee zu servieren? Und ist dieses Denken in Klischees nicht auch von mir einfach völlig ungerecht? 

Tief in meinem Herzen glaube ich, dass da gerade so eine Art Selbstschutz greift, denn sollte sich heraus stellen, dass wir tatsächlich noch einen dritten Sohn bekommen, möchte ich einfach nicht enttäuscht sein. Ich möchte glücklich sein darüber, dass wir noch ein Baby bekommen. Ein wunderschönes, perfektes, anbetungswürdiges Baby, ganz egal welchen Geschlechts. Das letzte Baby. Ich will es einfach nur lieben, mit jeder Faser meines Herzens und zwar von jetzt an, bis zu meinem letzten Atemzug und nicht erst dann, wenn ich die Nachricht über das Geschlecht verdaut habe. 

Was wirklich in mir vorgeht, werde ich wohl erst erfahren, wenn das Outing vorbei ist. Bis dahin habe ich noch viel Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen. Ich weiß, dass die Gesundheit dieses kleinen Wunders das Allerwichtigste ist und der Rest nur Nebensache. Trotzdem, ganz ehrlich, schweifen meine Gedanken immer wieder zur Junge/Mädchen-Wunsch-Frage ab, auch wenn ich gerade noch nicht mal für mich selbst eine Antwort darauf habe. 

Aber wirklich, ganz egal was du da in meinem Bauch bist, ich liebe dich jetzt schon wie verrückt, hörst du! Und daran wird sich ganz sicher niemals etwas ändern.

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