Wusstet ihr, dass es für das deutsche Wort "Heimat" keine adäquate Übersetzung gibt? Kein Wort wird dem gerecht, was wir Deutschen mit unserer Heimat verbinden und vor allem, was wir für sie empfinden.
Meine Heimat ist die Mosel. Genauer gesagt ein beschaulicher Weinort in der Nähe von Bernkastel-Kues. Dort kennt jeder jeden, die einzige Großstadt in der Nähe ist Trier mit knapp 100.000 Einwohnern (Gelächter bitte an dieser Stelle einfügen), alles wird geholt und nichts genommen, Gesellschaft und Kultur sind geprägt von Weinbau und Tourismus und das Leben läuft gefühlt einen Takt langsamer. Dort liegen meine Wurzeln, dort wohnt mein Herz.
Vor fünf Jahren habe ich meine Heimat für meinen Mann verlassen und vor 2,5 Jahren sind wir in unser Haus eingezogen. Damals erschien mir das alles vollkommen richtig und dann ist etwas geschehen, mit dem ich so nicht gerechnet hatte - unsere Kinder wurden geboren und damit hat sich mein Leben und mein Werteverständnis komplett auf den Kopf gestellt.
Damals dachte ich es sei kein Problem, auch mit Kindern regelmäßig die fast 400 Kilometer an die Mosel zu fahren. Ich dachte es macht mir nichts aus, wenn die Oma für die Kinder keine wirkliche Bezugsperson ist. Ich dachte unsere Familie würde uns alles geben was wir brauchen, ohne auch nur mal eine Stunde Entlastung, nur mal eine Stunde für uns allein zu haben. Ich dachte ich würde meine Freundinnen und mein soziales Netz nicht so schmerzlich vermissen. Ich dachte ich könnte einfach neue Wurzeln schlagen. Heute weiß ich, dass das ziemlich naiv war.
Wir haben ein Haus gebaut, dass wir nur mit erheblichem finanziellen Verlust verkaufen könnten. Wir müssten ein neues Haus bauen oder kaufen, einen neuen Kredit aufnehmen. Mein Mann ist Lehrer und müsste einen Versetzungsantrag in ein anderes Bundesland stellen, wobei es weder eine Garantie dafür gibt, ob diese Versetzung tatsächlich stattfinden kann, noch einen zeitlichen Rahmen. Frühestens zum Sommer 2015, vielleicht auch erst 2016 oder später, je nachdem ob Stellen frei sind und ob ein anderer Lehrer von Rheinland-Pfalz nach Nordrhein-Westfalen will. Zeitlich planen können wir den Hausverkauf bzw. Neubau auch nicht, denn falls die Versetzung klappt, erfahren wir davon erst ein paar Wochen vorher. Ich müsste meinen unbefristeten Arbeitsvertrag kündigen und einen neuen Job finden (in Teilzeit, mit zwei Kindern, freut sich jeder Chef!). Für meine Kinder ist Zuhause hier und mein Großer wird dieses Jahr in den Kindergarten kommen und dort sicher auch den ein oder anderen Freund finden.
Trotz aller Widrigkeiten weiß ich, dass ich zurück will. Und mein Mann hat ja gesagt, obwohl er hier glücklich ist und hier alt werden wollte. Ich habe keine Ahnung, wie ich das wieder gut machen kann, aber ich bin unendlich dankbar, dass er mir zur Seite steht, auch wenn er es nicht so wirklich nachfühlen kann. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Jetzt wo die Kinder noch so klein sind, würden sie sich hoffentlich schnell im neuen Zuhause einleben und neue Freunde finden. Noch sind wir jung genug um den finanziellen Verlust abfangen zu können.
Zerrissen bin ich trotzdem, denn ich fühle mich wohl in unserem Haus und natürlich habe ich auch hier einige Menschen kennen gelernt, die ich ins Herz geschlossen habe. Und was tue ich meinem Mann und meine Kinder da an? Können wir das finanziell wirklich stemmen oder verschlechtert sich unsere Lebensqualität? Kann ich mich nicht vielleicht doch daran gewöhnen? Auch andere leben weit weg von Zuhause und meistern ihr Leben allein, warum komme ich damit nicht klar? All diese Fragen werde ich mir wohl weiterhin stellen, ohne eine Antwort darauf zu finden. Vielleicht hat jemand von euch auch schon einen ähnlichen Entscheidungsprozess hinter sich? Ich freue mich über jeden Erfahrungswert.
Mein Herz sagt, dass ich in meine Heimat gehöre und ich möchte, dass mein Kinder dort aufwachsen, wo bisschen Familie lebt, dass sie noch haben. Nun heißt es warten, hoffen und vertrauen.
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